Deut­lich här­ter als in den bis­he­ri­gen Fund­stü­cken ging es Ende des 16. Jahr­hun­derts zu. Damals hat­te sich die Refor­ma­ti­on in unse­ren Brei­ten nach eini­gen mehr oder weni­ger tur­bu­len­ten Jahr­zehn­ten end­gül­tig durch­ge­setzt, und der letz­te Graf von Hoya-Bruch­hau­sen ließ für sei­nen Herr­schafts­be­reich 1581 eine Kir­chen­ord­nung aus­ar­bei­ten, in der auch mora­lisch uner­wünsch­te Hand­lun­gen sei­ner Unter­ta­nen eine gewis­se Berück­sich­ti­gung fanden:

Ehe­bruch / öffent­li­che / mut­wil­li­ge stras­sen­rüch­ti­ge / unver­schemnde hure­rey / Meg­de- / Jung­frawn- und Wit­wen­schen­der / heim­lich zusam­men lauf­fen / blut­schen­de­rey / und ande­re unehr­li­che und unziem­li­che / unzüch­ti­ge miß­hand­lung und las­ter / umb wel­cher wil­len der Zorn Got­tes über die welt / land und leu­te / kompt / Ord­nen wir mit gefeng­nis / mit ver­wei­sung des Lands / Kack­strei­chen / und mit dem Schwerd / nach gele­gen­heit der that / zu straf­fen / dar­nach sich jeder­mann wis­se zu richten.

»Kack­strei­chen« ist jetzt nicht das, was man denkt, son­dern bedeu­tet »jeman­dem Strei­che ver­set­zen, der am Kack (=Pran­ger) steht«, also die öffent­li­che Aus­peit­schung. Immer­hin erlaub­te die Obrig­keit so eine Art Schüt­zen­fest (das also hier­zu­lan­de eine älte­re Tra­di­ti­on hat, als man gemein­hin denkt):

Nach­dem die hohen Fest / son­der­lich Ostern und Pfings­ten / durch die Oster feu­er / Meigreff­schaf­ten / Pfingst­gil­de / Vogel­schies­sen / und ande­re unnüt­ze Zeh­rung / miß­brauch­tet und pro­pha­nie­ret wer­den / Ord­nen wir /das sol­che mißb­reu­che gent­z­lich sol­len nach­blei­ben / Doch wol­len wir unsern Untertha­nen ver­güns­ti­gen / das sie zur Übung / den letz­ten tag in den Pfings­ten / oder sonst auff einen werckel­tag / nach altem her­gen­brach­ten gebrauch / den Vogel schies­sen mögen.