Am letzten Wochenende nach längerer Zeit mal wieder ein paar Stunden auf der Autobahn verbracht. Ich glaube nicht, dass es in den letzten hundert Jahren eine Zeit gegeben hat, in der derart hässliche Autos gebaut wurden.
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Eine Frage, die ich mir in letzter Zeit häufiger stelle: Wie kommt es eigentlich, dass alle Welt immer so schnell eine Meinung hat …?
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Dazu Zen-Meister Eckhart: »Gott ist immer in uns, wir sind nur so selten zu Hause.«
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Interessantes Konzept des mittelalterlichen arabischen Historikers Ibn Chaldun: Asabiyya ist das Maß an innerer sozialer Kohärenz und Loyalität, das es einem Gemeinwesen erlaubt, harte Zeiten durchzustehen, Opfer für das gemeinsame Wohlergehen zu bringen und sich gegen Feinde durchzusetzen. In Gesellschaften mit hoher Asabiyya herrscht hohes gegenseitiges Vertrauen, die Menschen schließen sich oft zu Interessengruppen zusammen, sie sind in der Lage, auch größere Institutionen zu gründen und aufrechtzuerhalten, und sie sind auch eher bereit, etwas für Mitbürger zu tun, die vom Glück nicht so verwöhnt sind. Gesellschaften mit geringer Asabiyya hingegen kennen kaum Solidarität über den Kreis der eigenen Familie hinaus, und ihre Mitglieder betrachten alle Arten von übergreifenden Organisationen (ob staatlich oder nicht-staatlich) eher als zu bekämpfende Feinde denn als gemeinsame »öffentliche Sache«. Man kann im Laufe der Zeit einen hohen Grad an Asabiyya auch wieder verlieren, wie etwa das Beispiel Süditalien zeigt, das von einem Kerngebiet des Römischen Reichs (maximale Asabiyya) nach dessen Zusammenbruch zum Schwarzen Loch wurde, in dem seit Jahrhunderten jede Art von überfamiliärer Solidarität spurlos verschwindet. Das Ergebnis: eine Fremdherrschaft nach der anderen, die Schattenwelt der kriminellen Familienclans, ein hohes Maß an innergesellschaftlicher Gewalt, eine Alltagskultur des Tricksens und Täuschens.
Wo stehen wir in dieser Hinsicht? Der russisch-amerikanische Historiker Peter Turchin, dem ich diese Einsichten verdanke, billigt den Deutschen in seinem Buch War and Peace and War eine traditionell sehr hohe Asabiyya zu, und noch vor einigen Jahren hätte ich den Gedanken, das Mutterland des Vereinswesens und der freiwilligen Feuerwehr würde irgendwann in Richtung Sizilien umkippen, als absurd abgetan. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.
