Ich mecke­re ja immer ganz ger­ne über die­ses und jenes und fin­de an der moder­nen Welt viel Anlass zu Kri­tik. Ande­rer­seits bin ich aber heil­froh, dass ich nicht im Jahr 1898 gelebt habe, als der hie­si­ge Kir­chen­vor­stand fol­gen­den klei­nen Antrag auf der Bezirks-Syn­ode einbrachte:

Syn­ode wol­le der über­hand­neh­men­den Zucht­lo­sig­keit der Dienst­bo­ten bei­der­lei Geschlechts, wel­che sich nament­lich dar­in zeigt, dass die­sel­ben des Abends ohne Erlaub­nis der Herr­schaf­ten den herr­schaft­li­chen Hof ver­las­sen, sich auf den Stra­ßen umher­trei­ben und an bestimm­ten Plät­zen sich zusam­men­scha­ren, um mit scham­lo­sen Redens­ar­ten und nur zu leicht fol­gen­den Schlech­tig­kei­ten sich die Zeit zu ver­trei­ben und ihr See­len­heil zu ver­scher­zen, dadurch zu weh­ren suchen, dass sie nicht bloß die Kir­chen­vor­stän­de, son­dern alle Haus­vä­ter und Herr­schaf­ten der gan­zen Inspec­tion ernst­lich ver­mahnt, gegen die­ses Unwe­sen, gegen das ein Ein­zel­ner und auch eine ein­zel­ne Gemein­de nichts aus­zu­rich­ten ver­mag, weil in sol­chem Fal­le die Dienst­bo­ten sofort kün­di­gen wür­den, gemein­sam vor­zu­ge­hen und mit aller Stren­ge durch­füh­ren, dass kein Dienst­bo­te abends ohne Erlaub­nis den herr­schaft­li­chen Hof ver­las­sen darf, kei­ner die Erlaub­nis bekommt, sich zu sol­chen abend­li­chen Umher­schwei­fen zu betei­li­gen, fre­che Zuwi­der­hand­lun­gen aber min­des­tens im Dienst­buch ver­merkt wer­den, und wegen sol­cher Zuwi­der­hand­lun­gen etwa ent­las­se­ne Dienst­bo­ten nicht von andern Herr­schaf­ten wie­der in Dienst genom­men werden.

Der Kir­chen­vor­stand von …

Was neben dem Wet­ter wohl die zwei­te Ursa­che ist, war­um hier­zu­lan­de auch im Som­mer nicht gera­de süd­län­disch-fro­hes Trei­ben auf den Dorf­stra­ßen herrscht…