Autorenblog

Kategorie: Allgemeines (Seite 8 von 11)

Ciao bella

Was man beim Recher­chie­ren so alles fin­det – Unter­schie­de bei der Aneig­nung der anglo-ame­ri­ka­ni­schen Pop­kul­tur Anfang der 1960er in Ita­li­en und Deutsch­land bei­spiels­wei­se. Süd­lich des Bren­ners inte­grier­te man Musik und Film rela­tiv ent­spannt in die ein­hei­mi­sche Lebens­wei­se, und nicht nur Adria­no Cel­en­ta­no sprang leicht­fü­ßig vom Rock’n’Roll zur tra­di­tio­nel­len Ita­lo-Schnul­ze, ohne sich dabei ein Bein zu ver­ren­ken (er war aber auch wirk­lich extrem gelenkig):

Auch die Hoch­kul­tur zeig­te dem Neu­en nicht die kal­te Schul­ter. Der damals immer­hin schon fünf­zig­jäh­ri­ge Avant­gar­de-Film­re­gis­seur Michel­an­ge­lo Anto­nio­ni bei­spiels­wei­se leg­te locker einen von Mina gesun­ge­nen Twist-Kra­cher über die Ein­gangs­ti­tel sei­nes 1962er-Bezie­hungs­dra­mas L’e­clis­se, zu dem er auch noch – so jeden­falls die ita­lie­ni­sche Wiki­pe­dia – selbst den Text geschrie­ben und es geschafft hat­te, dar­in das Wort »Radio­ak­ti­vi­tät« unter­zu­brin­gen. Man muss den Regis­seur nicht mögen (für Freun­de minu­ten­lan­ger Ein­stel­lun­gen mit gut geklei­de­ten, von abs­trak­ter Kunst und moder­ner Archi­tek­tur umrahm­ten Ober­schichts-Ita­lie­nern, die kei­ne Wor­te für ihr über­gro­ßes Lei­den an der Welt fin­den, ist er aller­dings ein abso­lu­tes Muss), der Umgang mit der Musik nötigt jeden­falls eini­gen Respekt ab. Das ist unge­fähr so, als ob Bern­hard Wicki mit Ted Herold oder Con­ny Froboess zusam­men­ge­ar­bei­tet hät­te … Wei­ter­le­sen

Und weiter geht’s: »Das Schattencorps«

Mit gro­ßer Freu­de darf ich ankün­di­gen, dass 2017 mein zwei­ter Roman »Das Schat­ten­corps« erschei­nen wird, wie­der bei ars viven­di. Freun­de des his­to­risch-poli­ti­schen Romans kom­men erneut voll auf ihre Kos­ten und dür­fen sich auf einen Aus­flug in die Welt der NATO-Geheim­ar­me­en des Kal­ten Krie­ges und die Suche nach einem legen­dä­ren Schatz freu­en. Zudem gibt’s ein Wie­der­se­hen mit einem alten Bekann­ten aus »Wolfs­stadt«, man erfährt end­lich, vor wem die USA ihre deut­schen Atom­waf­fen­la­ger wäh­rend der Kuba­kri­se schüt­zen muss­ten, und das schöns­te Auto, das jemals in Deutsch­land gebaut wor­den ist, spielt natür­lich auch eine Rolle…

Isabella

Nähe­res zu gege­be­ner Zeit!

Die Geister Tom Joads

Vor Jahr und Tag schrieb die ame­ri­ka­ni­sche His­to­ri­ke­rin Bar­ba­ra Tuch­man einen die­ser »popu­lär-his­to­ri­schen« Best­sel­ler, die in den letz­ten Jahr­zehn­ten haupt­säch­lich in der angel­säch­si­schen Welt ent­stan­den sind. Die Tor­heit der Regie­run­gen – von Tro­ja bis Viet­nam heißt das nach wie vor unein­ge­schränkt zu emp­feh­len­de Werk, und falls der Ver­lag mal eine Fort­set­zung pla­nen soll­te, müs­sen die Ereig­nis­se der letz­ten Tage dar­in unbe­dingt einen Ehren­platz fin­den. So lang­sam mischen sich ja die ers­ten Stim­men der Ver­nunft in das auf­ge­reg­te Hin- und Her­ge­flat­ter der öffent­li­chen Mei­nung (ich emp­feh­le etwa die­se exzel­len­te Ana­ly­se von Tho­mas Spahn), und es zeich­net sich immer deut­li­cher ab, dass wir es in Wirk­lich­keit mit einer gran­di­os schief­ge­lau­fe­nen Palast­re­vol­te Boris John­sons zu tun haben, der wahr­schein­lich mit einem knap­pen »Remain« gerech­net hat, um dann hin­ter­her mit die­sem Ergeb­nis im Rücken sei­nen Intim­feind Came­ron aus dem Amt zu jagen und in Brüs­sel neue Son­der­kon­di­tio­nen her­aus­schla­gen zu kön­nen. Und nu hat­ter den Salat.

Ob Groß­bri­tan­ni­en wirk­lich in den nächs­ten Jah­ren aus der EU aus­tre­ten wird, muss sich erst zei­gen. Viel­leicht fin­den die tau­meln­den Töl­pel doch noch irgend­ei­nen Weg, um sich bei wenigs­tens teil­wei­ser Gesichts­wah­rung aus der Affä­re zu zie­hen – die Sou­ve­rä­ni­tät des Par­la­ments, die Nicht­ein­be­zie­hung der Aus­lands­bri­ten, das doch ins­ge­samt sehr knap­pe Ergeb­nis, ein neu­es Refe­ren­dum wegen des zu erwar­ten­den Wirt­schafts­cha­os, was auch immer. Dadurch wür­de aller­dings nicht die tie­fe­re Ursa­che für das bla­ma­ble Wahl­er­geb­nis besei­tigt, die glei­cher­ma­ßen den Grund für John­sons epo­cha­le Fehl­ein­schät­zung dar­stel­len dürf­te: der Ver­rat an den ein­fa­chen Leu­ten. Wei­ter­le­sen

The United States of what …?

Die gegen­wär­ti­ge Kri­se der Euro­päi­schen Uni­on ist so tief­grei­fend, dass man einer­seits Lust hat, den gan­zen Laden in die Luft zu spren­gen, ande­rer­seits drängt sich einem dann doch wie­der der Aus­weg auf, nun erst recht ein ver­ein­tes Euro­pa zu schaf­fen, das dann wenigs­tens eini­ger­ma­ßen kon­sis­tent agie­ren und die gewal­ti­gen Struk­tur­re­for­men ange­hen könn­te, die für eine lang­fris­ti­ge Ret­tung der gemein­sa­men Wäh­rung und die Gewähr­leis­tung einer gemein­sa­men Außen­po­li­tik nötig wären.

Aber bevor man sich wil­den Blü­ten­träu­men hin­gibt, soll­te man viel­leicht doch noch mal kurz ein wenig nach­den­ken. Wie wür­de wohl ein sol­cher euro­päi­scher Super­staat aus­se­hen? Gott sei Dank gibt es das Pro­ject for Demo­cra­tic Uni­on, einen in Mün­chen und Lon­don ansäs­si­gen »Think Tank«, der sich bereits vie­ler­lei Gedan­ken zu die­ser Fra­ge gemacht hat. Dahin­ter steht der iri­sche, in Cam­bridge täti­ge Geschichts­pro­fes­sor Bren­dan Simms (angeb­lich von Schäub­le ver­ehrt), der die Zukunft der Uni­on lang­fris­tig in den »Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Euro­pa« sieht. Am Ende wür­de Groß­bri­tan­ni­en sei­ner Mei­nung nach wohl nicht dazu­ge­hö­ren, aber den Bre­x­it fin­det er ver­früht. Erst sol­le die Euro-Zone einen Bun­des­staat grün­den, dann kön­ne das Ver­ei­nig­te König­reich aus­tre­ten, ohne dass es zu grö­ße­ren Ver­wer­fun­gen käme.

Wie dem auch sei – das neue Euro­pa soll die­ser Visi­on nach einen direkt gewähl­ten Prä­si­den­ten sowie ein Zwei­kam­mer­par­la­ment mit Abge­ord­ne­ten­haus und Senat nach US-Vor­bild bekom­men. Aus­wär­ti­ge Ange­le­gen­hei­ten, Ban­ken­auf­sicht und Wäh­rung wären für­der­hin eine rei­ne Uni­ons­an­ge­le­gen­heit, eben­so wie das Kom­man­do über eine ein­heit­li­che euro­päi­sche Armee, deren aus­schließ­li­che Dienst­spra­che – eben­so wie die ein­zig zuläs­si­ge Ver­wal­tungs­spra­che – Eng­lisch wäre. Das fran­zö­si­sche Nukle­ar­ar­se­nal wür­de in die Hän­de der VSE, Ver­zei­hung, USE über­ge­hen, deren jun­ge Bür­ger alle ver­pflich­tet wären, ein Jahr Bür­ger- oder Wehr­dienst zu leis­ten. Außer­dem wären alle natio­na­len Staats­schul­den in euro­päi­sche Schuld­ver­schrei­bun­gen zu über­füh­ren. Frei­han­del wäre nur mit »ech­ten Demo­kra­tien« erlaubt.

Na ja. Wenn ich ehr­lich bin, gefällt mir davon nur der Teil mit dem all­ge­mei­nen Bür­ger­dienst. Wei­ter­le­sen

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