Autorenblog

Monat: November 2013 (Seite 2 von 5)

Eigenartensterben

Wenn man vor fünf­zehn, zwan­zig Jah­ren nach Por­tu­gal reis­te, erwar­te­ten einen dort Wun­der, Mys­te­ri­en und Magie: eine halb befremd­li­che, halb ver­füh­re­ri­sche Welt vol­ler trä­ger Nach­mit­ta­ge in von der Neu­zeit ver­ges­se­nen Berg­dör­fern und Fischer­nes­tern, in denen die Skla­ven­trom­mel der indus­tri­el­len Norm­zeit noch nicht so unbarm­her­zig den Takt vor­gab wie zu Hau­se im unge­müt­li­chen Nor­den; stil­le, leuch­tend barock­wei­ße Städ­te voll eigen­sin­ni­gem Stolz und Weh­mut nach den Zei­ten Indi­ens und der bra­si­lia­ni­schen Gold­mi­nen (nicht zu reden von der Haupt­stadt, in der jede Nacht von Neu­em die Natur­ge­set­ze aus­ge­he­belt wur­den); freund­li­che, sanf­te und bemer­kens­wert un-spa­ni­sche Men­schen, deren Melan­cho­lie und gehei­me Maß­lo­sig­keit man ergrün­den und stau­nend bewun­dern, aber nie­mals tei­len konnte.

Kehrt man heu­te an die eins­ti­gen Sehn­suchts­or­te zurück, fin­det man … den Hei­de­park Sol­tau. Dank einer ihre fins­te­ren Machen­schaf­ten durch­aus nicht im Unter­grund betrei­ben­den Ver­schwö­rung aus Brüs­se­ler Büro­kra­ten, aus­län­di­schen Groß­in­ves­to­ren und der übli­chen Melan­ge aus grö­ßen­wahn­sin­ni­gen Lokal­po­li­ti­kern, kor­rup­ten Beam­ten und spen­da­blen Bau­un­ter­neh­mern vor Ort (man den­ke nur an die berüch­tig­te Expo ’98) ver­fügt das Land heu­te über groß­zü­gig aus­ge­bau­te Auto­bah­nen und Land­stra­ßen, ein dich­tes Netz gru­se­lig ver­kitsch­ter Monu­men­te von natio­na­ler his­to­ri­scher Bedeu­tung und jede Men­ge auf ein­sa­me Strän­de geklotz­te Spaß­rut­schen Mar­ke “Erleb­nis­bad”. Davor jeweils ein rie­si­ger Bus­park­platz, mit Stra­ßen­lam­pen bestückt wie sonst nur die bel­gi­schen Auto­bah­nen (und sicher­lich eben­so wie die­se aus der Erd­um­lauf­bahn sicht­bar) und drei gro­ße, ver­schie­den­far­bi­ge Con­tai­ner für die kor­rek­te Müll­tren­nung. In farb­lich post­mo­dern gehal­te­nen Ein­kaufs­zen­tren und Fuß­gän­ger­zo­nen mit her­zi­gem Kopf­stein­pflas­ter und Wasch­be­ton­kü­beln (nur dass dar­in Pal­men ste­hen) sit­zen jun­ge Men­schen im Café — in Lis­sa­bon seit neu­es­tem in der welt­weit unge­fähr sie­ben­hun­dert­neun­und­sech­zigs­ten Filia­le des “Hard Rock Café” — und hören die glei­che Musik, tra­gen die glei­che, von MTV abge­schau­te Mode und reden ver­mut­lich den­sel­ben Unsinn wie ihre Alters­ge­nos­sen in Lon­don, Ber­lin oder mei­net­we­gen War­schau. Was bis vor kur­zem noch eine Art uni­ver­sa­lis­ti­scher Ver­hei­ßung war (“Alle Men­schen sind gleich!”), erscheint heu­te eher als wahr­ge­mach­te Dro­hung. Und der Nor­den wirkt mit einem Mal wesent­lich weni­ger ungemütlich.

Natür­lich bin ich gera­de unge­recht. Natür­lich haben auch die Por­tu­gie­sen das Recht, zu glo­ba­li­sier­ten Klein­bür­gern zu wer­den und ihr Land in einen The­men­park namens “Por­tu­gal” zu ver­wan­deln, wenn ihnen das in den Kram passt, natür­lich sind sie mit den­sel­ben ame­ri­ka­ni­schen Fil­men und Fern­seh­se­ri­en auf­ge­wach­sen wie wir, hören die­sel­ben anglo­ame­ri­ka­ni­sche Musik, träu­men die­sel­ben ame­ri­ka­ni­schen Träu­me; natür­lich kann nie­mand von ihnen ver­lan­gen, den Esels­kar­ren wie­der anzu­span­nen, damit wir zivi­li­sa­ti­ons­mü­den Nord- und Mit­tel­eu­ro­pä­er ein paar pit­to­res­ke Fotos mehr aus dem Urlaub mit nach Hau­se neh­men kön­nen; natür­lich sol­len sie kei­ne Kul­tur auf­recht­erhal­ten, die sich auch durch weit­ver­brei­te­ten Analpha­be­tis­mus und den bestän­di­gen Zwang zur Emi­gra­ti­on aus­zeich­ne­te — aber: Haben sie denn in die­ser schö­nen neu­en Welt noch das, was man ein­mal “See­le” genannt hat, und das für kein Land wich­ti­ger schien als für dieses?

Wir ande­ren haben ganz gewiss kei­ne mehr. Wir haben das biss­chen, was nach all den Kata­stro­phen des 20. Jahr­hun­derts noch davon übrig war, vor Jah­ren schon an einen Mephis­to im Sieg­fried-und-Roy-Kos­tüm ver­kauft, der uns mit dem ein­neh­men­den Lächeln eines kali­for­ni­schen Gebraucht­wa­ren­händ­lers dafür den Traum von ewi­ger Jugend, Schön­heit und der nie enden­den Kar­rie­re als IT-Mana­ger, Bör­sen­jo­ckey oder Rock­star auf­ge­schwätzt hat. Gro­ßen Wider­stand haben wir ihm nicht geleis­tet, und die gro­ßen Träu­me und Uto­pien, bei denen es ja auch dar­um gegan­gen wäre, sich ein Stück die­ser See­le zurück­zu­er­obern, sind irgend­wo auf dem Weg lie­gen geblie­ben, von den Scha­ma­nen einer neu­en bar­ba­ri­schen Reli­gi­on in den Schmutz getre­ten und ver­höhnt, von jenen scham­haft beschwie­gen, die ein­mal so glü­hend an sie geglaubt haben.

Jetzt also auch Län­der wie Por­tu­gal. Oder Grie­chen­land. Oder Irland. Oder wel­ches Land Sie auch wol­len. Es ist noch gar nicht so lan­ge her, dass man noch Rei­sen im best­mög­li­chen Sin­ne der Wor­tes unter­neh­men konn­te: als Sich-Ein­las­sen auf die Fremd­heit einer ande­re Land­schaft, einer ande­ren Spra­che, einer ande­ren Art, in der Welt zu sein. Wer reis­te, dem öff­ne­te sich, wenn er Glück hat­te und es rich­tig anstell­te, die Welt, dem eröff­ne­te sich das Geheim­nis des Lebens. Heu­te könn­ten wir ver­mut­lich Est­nisch oder Litau­isch ler­nen und wür­den fest­stel­len, dass auch im Bal­ti­kum im Jah­re 12 nach dem Ende des sowje­ti­schen Impe­ri­ums zumin­dest die Jugend vor­nehm­lich damit beschäf­tigt ist, den neu­en Har­ry Pot­ter nicht zu ver­pas­sen, sich eine Mei­nung über “Matrix Rel­oa­ded” zu bil­den, eine Fahr­ge­le­gen­heit zur Love-Para­de zu orga­ni­sie­ren und — um sich das alles auch leis­ten zu kön­nen — einen Job zu ergat­tern, bei dem man in läs­si­ger Auf­ma­chung zwölf Stun­den am Tag mit Kräu­ter­brau­se und beleg­ten Teig­f­la­den in der Hand vor dem Com­pu­ter sitzt und elek­tro­ni­sche Wer­be­zet­tel­chen ent­wirft (auch als “Web­de­sign” bekannt). Die Innen­städ­te ganz Euro­pas glei­chen sich in ihrer ahis­to­ri­schen, auf­ge­putz­ten Kulis­sen­haf­tig­keit, die Vor­städ­te in ihrer mons­trö­sen Mischung aus rie­si­gen Wohn­ma­schi­nen und put­zi­gen Ein­fa­mi­li­en­häu­sern, das plat­te Land in sei­nem alber­nen Wunsch, nicht mehr plat­tes Land zu sein, son­dern glas­glit­zern­de und stahl­schim­mern­de Metro­po­le. Wer heu­te reist, der fin­det wenig mehr als das eige­ne Spiegelbild.

Was haben wir dafür auf­ge­ge­ben? An was kön­nen wir uns noch erin­nern, das ein­mal zu uns gehört hat? Denn nicht nur der Schnee­leo­pard und das Edel­weiß kön­nen aus­ster­ben. Schon lan­ge wird beklagt, dass auch die Spra­chen immer weni­ger wer­den. Opti­mis­ten zufol­ge zehn Pro­zent, Pes­si­mis­ten zufol­ge zwei Drit­tel aller 6000 auf der Erde gespro­che­nen Spra­chen wer­den die­ses Jahr­hun­dert nicht über­le­ben. Jede von ihnen ist eine gan­ze Welt für sich. Aber was nüt­zen am Ende sogar unter­schied­li­che Spra­chen, wenn man dar­in immer nur das­sel­be sagen kann? Ihre Groß­el­tern haben viel­leicht noch den Dia­lekt des Lan­des­teils gespro­chen, aus dem sie stamm­ten, Ihre Eltern immer­hin rich­ti­ges Hoch­deutsch. Sie selbst sind sicher stolz auf ihr gutes Eng­lisch und rea­li­sie­ren jetzt, dass die­ser Unsinn hier kei­nen Sinn macht, und wenn jemand Sie fragt, ob Sie okay sind, zucken Sie nicht zusam­men, son­dern ant­wor­ten mit “Nicht wirk­lich”; wer weiß, wie es Ihren Enkeln gehen wird, mit ihrem “Master”-Abschluss an der “Inter­na­tio­nal Uni­ver­si­ty Klein­bo­bin­gen”, ihrer Stel­le als “Chief Tech­ni­cal Offi­cer” oder “Con­tent Mana­ger”, ihrem Leben in “Just in time”-Bereitschaft. Denn am Ende des his­to­risch-öko­no­mi­schen Vor­gangs, um den es hier geht, wird schließ­lich die gesam­te Kul­tur dran glau­ben müs­sen, das Beson­de­re, das Stör­ri­sche, das Unver­wech­sel­ba­re, eben die Eigen­art eines jeden Vol­kes und eines jeden Menschen.

War­um das alles so ist? Geben wir uns ein wenig idyl­li­scher Nost­al­gie hin und hören wir, was zwei heu­te wenig popu­lä­re deut­sche Phi­lo­so­phen vor 150 Jah­ren zum The­ma zu sagen hatten:

Alle fes­ten ein­ge­ros­te­ten Ver­hält­nis­se mit ihrem Gefol­ge von alt­ehr­wür­di­gen Vor­stel­lun­gen und Anschau­un­gen wer­den auf­ge­löst, alle neu­ge­bil­de­ten ver­al­ten, ehe sie ver­knö­chern kön­nen. Alles Stän­di­sche und Ste­hen­de ver­dampft, alles Hei­li­ge wird ent­weiht, und die Men­schen sind end­lich gezwun­gen, ihre Lebens­stel­lung, ihre gegen­sei­ti­gen Bezie­hun­gen mit nüch­ter­nen Augen anzu­se­hen. […] An die Stel­le der alten loka­len und natio­na­len Selbst­ge­nüg­sam­keit und Abge­schlos­sen­heit tritt ein all­sei­ti­ger Ver­kehr, eine all­sei­ti­ge Abhän­gig­keit der Natio­nen von­ein­an­der. Und wie in der mate­ri­el­len, so auch in der geis­ti­gen Produktion.

Der Schul­di­ge hieß damals “Bour­geoi­sie”, heu­te sagt man lie­ber “Glo­ba­li­sie­rung”, und Marx und Engels, die­se ver­staub­ten alten Kna­ben, die einem oft so über­ra­schend heu­tig anmu­ten, waren sei­ner­zeit der fes­ten Über­zeu­gung, dass die­se Ent­wick­lung eine nöti­ge Vor­be­din­gung für den Über­gang der Mensch­heit aus dem Reich der Not­wen­dig­keit in das Reich der Frei­heit dar­stel­len wür­de. Wenn wir den bei­den also ein letz­tes Mal Glau­ben schen­ken wol­len, müss­te sozu­sa­gen erst auch die letz­te neu­guin­ei­schen Jäger-und-Samm­ler-Gemein­de eine Han­dy-Quo­te von knapp 100 Pro­zent auf­wei­sen, müss­te der letz­te Ango­la­ner im Gewer­be­ge­biet Luan­da-Süd bei IKEA ein “IVAR”-Regal und nach­her bei OBI das Werk­zeug zum Zusam­men­schrau­ben kau­fen, müss­te der letz­te All­gäu­er Anar­chis­ten­bau­er den von den Vätern ererb­ten Hof ver­sil­bern und zu Tele­kom-Akti­en machen, bis die Mensch­heit end­lich bereit wäre für die Rück­kehr ins Para­dies. Oder, um uns für einen Moment wie­der Por­tu­gal zuzu­wen­den: Deut­sche Super­märk­te, ame­ri­ka­ni­sche Kaf­fee­häu­ser und schwe­di­sche Möbel, eben­so die von den heim­ge­kehr­ten Gast­ar­bei­tern in den Nor­den des Lan­des impor­tier­te mit­tel­eu­ro­päi­sche Haus- und Wohn­kul­tur (Jäger­zaun! Alpen­dach!) oder der Umstand, dass der Algar­ve neben Mal­lor­ca und der Cos­ta del Sol eben­so zu einer Zweig­stel­le des deut­schen Alten­heim­sys­tems gewor­den ist wie die Fischer­dör­fer und Kork­ei­chen­wäl­der des Süd­wes­tens eine Enkla­ve kif­fen­der Kreuz- und Prenzlber­ger Aus­stei­ger dar­stel­len, wären nur äuße­rer Aus­druck eines his­to­risch not­wen­di­gen Pro­zes­ses, dem man sich bes­ser nicht in den Weg stellt, weil er ohne­hin nicht auf­zu­hal­ten ist.

Heu­te wer­den sol­che Weis­hei­ten nicht mehr von der Kom­mu­nis­ti­schen Inter­na­tio­na­le, son­dern vom Welt­wirt­schafts­fo­rum in Davos ver­kün­det. Wer­den sie dadurch glaub­wür­di­ger? Anders gesagt: Wenn man auf einen Berg steigt und unter­wegs ein Edel­weiß fin­det, soll man es dann aus­rei­ßen, weil an die­ser Stel­le ja eine Seil­bahn­stüt­ze ein­be­to­niert wer­den soll? Wenn man den letz­ten Schnee­leo­par­den fin­det, soll man ihn erschie­ßen, weil man Angst hat, dass er die ört­li­chen Wege für Trek­king-Urlau­ber gefähr­den könn­te? Wenn man eine Spra­che ent­deckt, die nie­mand mehr spricht, soll man alle dar­in geschrie­ben Bücher zu Recy­cling­pa­pier machen, weil sie ja doch nie­mand mehr liest? Wenn man an sich selbst stör­ri­schen Eigen­sinn und hart­nä­cki­ge Macken fest­stellt, soll man sie aus­mer­zen, um sich markt­kon­form auf dem Arbeits­markt anprei­sen zu kön­nen? Sol­len wir ein­fach nur dasit­zen, die Hän­de in den Schoß legen und war­ten, bis es zu spät ist?

Man müss­te klein anfan­gen, eine Rote Lis­te der bedroh­ten Natio­nal­ei­gen­schaf­ten auf­stel­len; Green­peace könn­te neu­es Leben ein­ge­haucht wer­den, indem die Orga­ni­sa­ti­on — die ja im Grun­de ein zutiefst kon­ser­va­ti­ves Anlie­gen ver­tritt — begrif­fe, dass auch der Kampf gegen die Glo­ba­li­sie­rung eine Form des Arten­schut­zes dar­stellt, dass schein­bar über­kom­me­ne For­men der hand­werk­li­chen Pro­duk­ti­on wie zum Bei­spiel eine simp­le Tisch­ler­werk­statt oder eine rich­ti­ge, “alt­mo­di­sche” Schmie­de mit Amboss und Fun­ken­re­gen zu den Din­gen gehört, deren Ver­lust unse­re Welt nicht weni­ger ver­ar­men las­sen als das Aus­ster­ben einer süd­ame­ri­ka­ni­schen Käfer­spe­zi­es. Das glei­che gilt für eng­li­sche Maß­ein­hei­ten, fran­zö­si­sche Lebens­kunst (selbst Frank­reich war schon mal fran­zö­si­scher…), ita­lie­ni­sche Spon­ta­nei­tät, por­tu­gie­si­sche Melan­cho­lie und, auch das, deut­schen Fleiß und deut­sche Gründ­lich­keit. Es gibt eine Öko­lo­gie der Kul­tu­ren, und sie befin­det sich eben­so in der Defen­si­ve wie die der Arten.

Machen wir uns nichts vor: Die kapi­ta­lis­ti­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se mag ja allen ande­ren an Leis­tungs­fä­hig­keit und Effi­zi­enz über­le­gen sein; vom Men­schen ver­steht sie herz­lich wenig. Und wird sie kon­se­quent und markt­li­be­ral zu Ende gedacht, ist sie nicht weni­ger unmensch­lich als Sta­lins zu Ende gedach­te Auf­klä­rung und Hit­lers zu Ende gedach­te Roman­tik. Las­sen Sie uns auch die­sem, viel­leicht letz­ten, Tota­li­ta­ris­mus ent­ge­gen­tre­ten und kon­se­quent für die ewi­ge Unzu­richt­bar­keit des mensch­li­chen Wesens strei­ten! Ste­hen wir zu unse­ren Macken, zu unse­rer Faul­heit, dem klei­nen Quänt­chen Irra­tio­na­li­tät, ohne das wir nicht leben könn­ten, zu unse­ren obsku­ren Dia­lek­ten, die kaum jemand spricht, unse­rem absei­ti­gen Musik­ge­schmack, der von EMI oder Ber­tels­mann nicht befrie­digt wer­den kann, zu unse­rem hart­nä­cki­gen Fest­hal­ten an eine von den Vor­fah­ren über­kom­men Land­schafts­ge­stal­tung und Bau­wei­se, zu unse­rer Zuge­hö­rig­keit an die­se oder jene ganz unver­wech­sel­bar eigen­stän­di­ge Grup­pe von Men­schen (Sie müs­sen sich nicht auf eine beschrän­ken, aber Sie wer­den es nicht schaf­fen, zu kei­ner zu gehö­ren), ganz all­ge­mein zu unse­rem Fest­hal­ten am Alten, Her­ge­brach­ten, wenn uns das Neue nicht gefal­len will. Und hören wir auf, über unse­re fran­zö­si­schen Nach­barn zu spot­ten, die wie­der ein­mal viel klü­ger sind als wir und unge­ach­tet der all­ge­mei­nen Häme hart­nä­ckig wenigs­tens ver­su­chen, an ihrer Spra­che und ihrer Kul­tur fest­zu­hal­ten, und sei es mit so plum­pen Mit­teln wie dem einer “Chan­son-Quo­te” im Radio. Die haben sich wenigs­tens noch nicht aufgegeben.

Die Alter­na­ti­ve ist grau­sam: Stel­len Sie sich eine Zukunft vor, in der lau­ter blon­de, blau­äu­gi­ge, krank­heits­lo­se Men­schen­klo­ne (Brad Pitt! Jen­nif­fer Anis­ton!) in den funk­tio­nal chrom­schö­nen Ein­kaufs­pas­sa­gen pas­tell­far­be­ner Lego­land­städ­te (Pots­da­mer Platz!) einen lock­stoff­haft duf­ten­den, nach allen Regeln der geschmacks­la­bo­ra­to­ri­schen Kaf­fee­kunst gebrau­ten Lat­te Mac­chia­to schlür­fen und über die im Café­haus­tisch ein­ge­las­se­nen Bild­schir­me gleich­zei­tig eine Kon­fe­renz mit Kap­stadt abhal­ten, Abend­kar­ten für eine Wie­der­auf­nah­me von “Evi­ta” im Westend bestel­len und die aktu­el­len Kur­se ihrer Akti­en an der Bör­se von Kua­la Lum­pur über­prü­fen. Spä­ter wür­den sie beim Ita­lo­in­der eine Piz­za Tan­doo­ri mit Algen­sa­lat essen und schließ­lich mit einem strom­li­ni­en­för­mi­gen, was­ser­stoff­be­trie­be­nen Sport­wa­gen Zuf­fen­hau­se­ner Bau­art und Mai­län­der Design in die Ber­ge drau­ßen vor der Stadt schwe­ben, wo sie in ihrem Land­haus im spa­ni­schen Stil im Ange­sicht der land­schaft­li­chen Schön­hei­ten der Krim­halb­in­sel und dank eines prä­na­tal ein­ge­stell­ten und voll­kom­men opti­mier­ten Hor­mon­haus­halts opti­mal vor­be­rei­tet auf eine Wei­se mit­ein­an­der schla­fen, von der wir noch nicht ein­mal träu­men kön­nen. Wenn sie sich noch unter­hal­ten, dann ver­mut­lich in einer ent­fernt dem Eng­li­schen ver­wand­ten Stum­mel­spra­che (gibt’s jetzt schon: “Yo, man! Whas­sup?”). Abge­se­hen davon, dass einem schon der Instinkt sagt, dass sol­che Eloi sicher auch irgend­wel­che Mor­locks bräuch­ten, die ihnen nöti­gen­falls mal das ver­stopf­te Klo rei­ni­gen, wäre dies vor allem eins, näm­lich die Selbst­ab­schaf­fung des Men­schen — in all sei­ner Zer­brech­lich­keit und Unzu­läng­lich­keit. Totalitarismus.

Gro­ße Wor­te, gewiss. Und wie sich gegen all das weh­ren? Wie Por­tu­gal wie­der por­tu­gie­sisch machen? Sie müs­sen, wie gesagt, nicht gleich Ber­ge ver­set­zen. Fan­gen Sie ein­fach mal damit an, Sie selbst zu sein. Der Rest ergibt sich dann ja vielleicht.

 

(Anmer­kung: Der Text ist schon ein paar Jah­re älter und berück­sich­tigt daher die Finanz­kri­se und alle seit­he­ri­gen Ent­wick­lun­gen nicht. Man könn­te vom heu­ti­gen Stand­punkt aus natür­lich ein­wen­den, dass die Gleich­ma­che­rei eben doch nur ober­fläch­li­cher Art war und die gra­vie­ren­den Men­ta­li­täts­un­ter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Staa­ten Euro­pas sich nicht so leicht besei­ti­gen las­sen wie in die­sem Text befürchtet.)

Abenteuer mit C. G. Jung

Eigent­lich eine eher läs­ti­ge Sache, so eine Hel­den­fahrt. Eben noch geht man fried­lich durch sei­nen Gar­ten, schnei­det die Rosen und gießt den Blu­men­kohl, da kommt plötz­lich so ein komi­scher alter Kerl mit einem grau­en, ver­beul­ten Filz­hut ins Dorf, erzählt die­ses und jenes, stellt neu­gie­ri­ge Fra­gen, zeigt einem neue Wege – und schon ist man mit­ten­drin im größ­ten Schla­mas­sel und schreibt einen Blog. Dabei woll­te man doch nur sei­ne Ruhe haben…

Und immer die­se läs­ti­gen Hin­der­nis­se, die dem Hel­den sozu­sa­gen arche­ty­pisch in den Weg gelegt wer­den! Was genau woll­te man noch­mal sagen? Wie lau­tet das Syn­onym von “Per­spek­ti­ven”? Und wer will das alles über­haupt lesen? Eine Hel­den­fahrt (Rol­len­spiel­freun­de ken­nen sie als “Quest”) führt in der Regel in düs­te­re Höh­len voll schlecht gelaun­ter Dra­chen, durch Hohl­we­ge, hin­ter deren nächs­ter Bie­gung schon Diebs­ge­sin­del und Lum­pen­pack war­tet, in die tiefs­ten Tie­fen des Oze­ans und auf die höchs­ten Höhen der Ber­ge. Man kennt das ja aus “Gothic” und “Dra­ken­sang”. Und ob man das Gol­de­ne Vlies am Ende wirk­lich in die Hän­de bekommt…?

Der komi­sche Alte in mei­nem Fall war Carl Gus­tav Jung. Mein Wis­sen über die Psy­cho­ana­ly­se hat­te sich bis dahin dar­auf beschränkt, dass laut Onkel Freud alle klei­nen Jungs ger­ne mit ihrer Mama schla­fen wol­len und spä­ter neu­ro­tisch wer­den, weil das nicht geklappt hat. Klang alles eher ver­schro­ben und ziem­lich über­holt, ein Über­bleib­sel des ver­klemm­ten Bür­ger­tums der Kai­ser­zeit und der 1950er in den USA, allen­falls noch von Inter­es­se, wenn man alte Woo­dy-Allen-Fil­me ver­ste­hen woll­te. Von ande­ren Schu­len der See­len­kun­de, die wesent­lich inter­es­san­te­re Ansät­ze ver­fol­gen, hat­te ich nur vage gehört. Und dass die Neu­ro­wis­sen­schaft­ler bei ihrer Erfor­schung des Gehirns Stück für Stück das gute alte Unbe­wuss­te wie­der aus­ge­gra­ben haben, war eine gera­de­zu schock­ar­ti­ge Erkenntnis.

Eben­so unver­hofft tra­fen mich die Erkennt­nis­se des “Scha­ma­nen von Bol­lin­gen”, auf den ich mehr oder weni­ger zwang­läu­fig stieß, als ich her­aus­fin­den woll­te, was es eigent­lich mit die­ser selt­sa­men Schüs­sel namens “Gral” auf sich hat. Die jung’sche Per­spek­ti­ve hier­zu hat nicht er selbst for­mu­liert, son­dern sei­ne Wit­we Emma Jung zusam­men mit Marie-Loui­se von Franz (Die Grals­le­gen­de in psy­cho­lo­gi­scher Sicht), aber den­noch war die­ses Buch ein idea­ler Aus­gangs­punkt für wei­te­re Erkun­dungs­fahr­ten in die Welt des tief­grün­di­gen Schwei­zers, die mich zur Alche­mie, zur Gno­sis, zu den Arche­ty­pen, zur Reli­gi­on und tau­send Din­gen mehr führ­ten. Plötz­lich hat­te ich einen Schlüs­sel an der Hand (oder wenigs­tens Tei­le davon), mit dem ich ein tie­fe­res Ver­ständ­nis all jener rät­sel­haf­ten und unver­ständ­li­chen Din­ge gewin­nen konn­te, die mich von jeher umtrei­ben: Chris­ten­tum, Zen, Tran­ce, Mythen, Spi­ri­tua­li­tät, die selt­sa­men Din­ge, die wir Men­schen mit unse­rem Pla­ne­ten anstel­len. Selbst eine vor­der­grün­dig so bana­le Ange­le­gen­heit wie ein Com­pu­ter-Fan­ta­sy-RPG erscheint in einem ganz ande­ren Licht, wenn man sich klar macht, dass man eigent­lich gera­de in sei­nem eige­nen Unbe­wuss­ten unter­wegs ist.

Irgend­wann war mir klar, dass ich dar­über schrei­ben muss­te. Zwar gab es vor eini­gen Jah­ren die her­vor­ra­gen­de, von Rüdi­ger Sün­ner her­aus­ge­ge­be­ne Inter­net­zeit­schrift Ata­lan­te, aber mir scheint, dass deutsch­spra­chi­ge Bei­trä­ge zum Ver­ständ­nis von Geschich­te, Popu­lär­kul­tur und all­ge­mei­nen The­men der Zeit aus einer dezi­diert jung’schen Per­spek­ti­ve im Inter­net ansons­ten recht rar gesät sind. Des­halb also die­se Hel­den­rei­se, von der ich nicht im Gerings­ten weiß, wohin sie mich füh­ren wird.

Ein Aben­teu­er! Ich füh­le mich wie Gui­sep­pe Berg­mann, kurz bevor er in H.P.s altes Gemäu­er in Vene­dig ein­tritt… Da fällt mir ein, waren Sie schon mal in Sal­va­dor da Bahia? Wenn Sie am Pelour­in­ho die “Kir­che vom Rosen­kranz der Schwar­zen” besu­chen, könn­te es sein, dass Sie der Füh­rer anspricht und fragt, ob Sie nicht am Abend eine Can­dom­blé-Sit­zung besu­chen möch­ten, die sei­ne Freun­de in einem Haus in der Vor­stadt abhal­ten wer­den. In Wirk­lich­keit han­delt es sich natür­lich um eine Bruch­bu­de in der hin­ters­ten Fave­la, aber die aus Afri­ka stam­men­den Tran­ce-Ritua­le, die Sie dort mehr oder weni­ger haut­nah beob­ach­ten kön­nen, sind echt und kein Thea­ter für gelang­weil­te Pau­schal­tou­ris­ten. Oxós­si, Yeman­já und Ogun bestei­gen ihre Pfer­de, die hei­li­gen Kin­der, und rei­ten auf ihnen im Kreis, wäh­rend die Trom­meln schla­gen und die Mut­ter der Hei­li­gen ihre Stim­me erhebt und die alten Lie­der ihrer Yoru­ba-Vor­fah­ren singt… Was das alles mit der Ana­ly­ti­schen Psy­cho­lo­gie zu tun hat? Gera­de kei­ne Zeit, bis zum nächs­ten Mal!

1 — Zivilisation und Sukzession

In einem vor ein paar Wochen auf dem Arch­druid Report ver­öf­fent­lich­ten Bei­trag habe ich die schon etwas abge­nutz­te Meta­pher von Hefepil­zen in einer Petri­scha­le ver­wen­det, um die öko­lo­gi­schen Beschrän­kun­gen zu illus­trie­ren, denen Homo sapi­ens wie alle ande­ren Lebens­for­men auch unter­liegt. Eini­ge Leser stie­ßen sich an die­sem Ver­gleich und beharr­ten mehr oder weni­ger dar­auf, dass Men­schen viel intel­li­gen­ter als Mikro­ben wären und daher für uns nicht die­sel­ben Regeln gäl­ten. So schmei­chel­haft ein sol­ches Behar­ren für die mensch­li­che Eitel­keit auch sein mag, muss ich im Lich­te der jüngs­ten Ent­wick­lun­gen doch dies­be­züg­lich eine gewis­se Skep­sis anmelden. 

Den bes­ten der­zeit ver­füg­ba­ren Daten zufol­ge hat die welt­wei­te För­de­rung von kon­ven­tio­nel­lem Erd­öl vor fast zwei Jah­ren ihr Maxi­mum erreicht und geht seit­dem zurück; die welt­wei­te För­de­rung und Gewin­nung aller Flüs­sig­brenn­stof­fe hat dem­nach vor einem Jahr ihr Maxi­mum erreicht und geht eben­falls zurück; vie­le Län­der der Drit­ten Welt befin­den sich in einer ver­zwei­fel­ten Zwangs­la­ge, weil es für sie immer schwie­ri­ger wird, an fos­si­le Brenn­stof­fe zu kom­men – und poli­ti­sche wie Wirt­schafts­füh­rer über­all in der indus­tria­li­sier­ten Welt, die durch die Göt­ter­däm­me­rung der bil­li­gen, im Über­fluss vor­han­de­nen Ener­gie sehr viel mehr zu ver­lie­ren hat als die Drit­te Welt, behan­deln das Hub­bert-Maxi­mum wei­ter­hin als Pro­blem einer man­gel­haf­ten Öffent­lich­keits­ar­beit. Falls wir tat­säch­lich der­art viel intel­li­gen­ter als Mikro­ben in einer Petri­scha­le sind, dass wir deren Schick­sal ent­kom­men kön­nen, müs­sen wir den Beweis dafür noch liefern. 

In einem tie­fe­ren Sinn gehen sol­che Bemer­kun­gen natür­lich eben­so am eigent­li­chen Pro­blem vor­bei wie die Behaup­tun­gen, deren Per­si­flie­rung sie die­nen sol­len. Die Meta­pher mit der Petri­scha­le ist des­halb so nütz­lich, weil sie die Funk­ti­ons­wei­se von öko­lo­gi­schen Pro­zes­sen in einem Kon­text auf­zeigt, der ein­fach genug ist, um ein kla­res Ver­ständ­nis zu ermög­li­chen. Das­sel­be Mus­ter lässt sich in kom­ple­xe­ren bio­lo­gi­schen Sys­te­men aus­fin­dig machen, zu denen auch mensch­li­che Gesell­schaf­ten zäh­len. Die Logik der Petri­scha­le ist letz­ten Endes die­sel­be, die hin­ter den Zusam­men­brü­chen auf der Oster­in­sel und im zen­tra­len Maya-Tief­land stand: Wenn man die für das Über­le­ben not­wen­di­gen Res­sour­cen nicht nach­hal­tig nutzt, kommt es zur klas­si­schen Kur­ve des öko­lo­gi­schen Sys­tem­über­schwin­gens (Over­shoot) – erst schnel­les Bevöl­ke­rungs­wachs­tum, dann eben­so schnel­les Absterben. 

Die Mensch­heit steht in die­ser Hin­sicht eben­so wenig über den Zwän­gen öko­lo­gi­scher Pro­zes­se, wie sie über dem Gesetz der Schwer­kraft steht. Die Erfin­dung des Flug­zeugs bedeu­tet nicht, dass das Gesetz der Schwer­kraft auf uns nicht mehr zutrifft; sie bedeu­tet ledig­lich, dass wir uns unter Ein­satz gro­ßer Men­gen von Ener­gie der Schwer­kraft ent­ge­gen­stem­men und eine Zeit lang vom Boden lösen kön­nen. Das­sel­be Prin­zip gilt für die Geset­ze der Öko­lo­gie. Es sind unge­heu­re Men­gen von Ener­gie, mit deren Hil­fe eine Min­der­heit der Welt­be­völ­ke­rung es eine Zeit lang geschafft hat, sich über das Niveau der rei­nen Sub­sis­tenz­wirt­schaft zu erhe­ben, aber das bedeu­tet nicht, dass die Geset­ze der Öko­lo­gie auf uns nicht mehr zutref­fen. Es bedeu­tet, dass es uns drei­hun­dert Jah­re lang gelun­gen ist, die uns von die­sen Geset­zen auf­er­leg­ten Gren­zen zu über­win­den, indem wir mas­sen­haft fos­si­le Brenn­stof­fe in Koh­len­di­oxid umge­wan­delt haben. Wenn die fos­si­len Brenn­stof­fe weg sind, gel­ten die Geset­ze immer noch. 

Eines der zen­tra­len Prin­zi­pi­en der Öko­lo­gie besteht sogar dar­in, dass ähn­li­che Mus­ter auf vie­len unter­schied­li­chen Kom­ple­xi­täts­ebe­nen aus­ge­macht wer­den kön­nen. Der Intel­li­genz­un­ter­schied zwi­schen Hefepil­zen und Rot­wild ist um ein Viel­fa­ches grö­ßer als der zwi­schen Rot­wild und Men­schen, und doch durch­lau­fen die Popu­la­tio­nen von Hefepil­zen und Rot­wild exakt die glei­chen Zyklen von Wachs­tum und Abster­ben, sofern nicht Räu­ber-Beu­te-Bezie­hun­gen, son­dern die Res­sour­cen­ver­füg­bar­keit den wesent­li­chen begren­zen­den Fak­tor für die Popu­la­ti­ons­dich­te dar­stellt. Es ist daher sinn­voll, öko­lo­gi­sche Mus­ter bei ande­ren Lebe­we­sen auf Hin­wei­se zu unter­su­chen, wel­che Trieb­kräf­te den ent­spre­chen­den Pro­zes­sen bei mensch­li­chen Gesell­schaf­ten zugrun­de liegen. 

Ein öko­lo­gi­sches Mus­ter, dem wir uns zu Beginn unse­res lan­gen Hin­un­ter­rut­schens auf der Rück­sei­te der Hub­bert-Kur­ve mit größ­ter Auf­merk­sam wid­men soll­ten, ist ein Pro­zess, der als “Suk­zes­si­on” bezeich­net wird. Wer von mei­nen Lesern unklug genug war, ein Haus in einem der rie­si­gen und zumeist noch gro­ßen­teils unver­kauf­ten Wohn­ge­bie­te zu kau­fen, die auf dem Höhe­punkt der gera­de plat­zen­den Immo­bi­li­en­bla­se erschlos­sen wur­den, wird im Lauf der nächs­ten Jah­re aus­rei­chend Anschau­ungs­ma­te­ri­al zum The­ma Suk­zes­si­on haben, daher gibt es mög­li­cher­wei­se mehr als einen Anlass, das Kon­zept hier zusam­men­fas­send darzustellen. 

Stel­len Sie sich ein mit dem Bull­do­zer pla­nier­tes nack­tes Stück Erde vor, auf das jähr­lich so viel Regen fällt, dass dort ein Wald wach­sen kann. Lan­ge bevor das ein­sa­me Schild mit “Hier ent­steht dem­nächst ein Vil­len­park” zu Boden gefal­len ist, hat der Wind die Samen inva­si­ver Unkräu­ter her­an­ge­bracht auf der Erde ver­teilt, und es kommt zu einem ers­ten Bewuchs. Die­ser bahnt den Weg für ande­re Unkräu­ter und Grä­ser, die schließ­lich die Ers­tan­kömm­lin­ge ver­drän­gen. Nach ein paar Jah­ren erhe­ben sich die ers­ten Sträu­cher und Pio­nier­bäu­me und wer­den zu for­ma­ti­ven Arten für einen jun­gen Wald, der die übrig geblie­be­nen Unkräu­ter und Grä­ser über­schat­tet. In die­sem Schat­ten kei­men dann die Schöss­lin­ge ande­rer Baum­ar­ten auf. Wenn der Pro­zess nicht noch irgend­wie gestört wird, kann der ver­las­se­ne Bau­platz bis zu einem Dut­zend ver­schie­de­ner Sta­di­en durch­lau­fen, bis er schließ­lich ein paar Jahr­hun­der­te spä­ter als alt­be­stehen­der Wald zur Ruhe kommt. 

Dies ist der Vor­gang, der in der Öko­lo­gie als Suk­zes­si­on bezeich­net wird. Jeder Schritt auf dem Weg von der nack­ten Erde zum Alt­holz­be­stand ist dabei eine “Sere” oder ein “sera­les Sta­di­um”. Der­sel­be Pro­zess formt die Tier­po­pu­la­ti­on des unge­nutz­ten Bau­lands: Eine Art nach der ande­ren wan­dert in das Gebiet ein, bis sie durch eine ande­re ersetzt wird, die bes­ser an die sich wan­deln­den Umwelt­be­din­gun­gen und das jewei­li­ge Nah­rungs­an­ge­bot ange­passt ist. Auch unter der Erd­ober­flä­che herr­schen die­sel­ben Bedin­gun­gen, d. h. das schwin­del­erre­gend kom­ple­xe Gewe­be der Lebens­for­men, das einen gesun­den Boden aus­macht, for­miert sich zunächst neu und durch­läuft dann sei­ne eige­nen Ände­rungs­zy­klen. Unge­nutz­tes Bau­land in einer ande­ren Öko­re­gi­on wür­de ein ganz ande­res Bild abge­ben und eine ande­re Fol­ge sera­ler Sta­di­en durch­lau­fen, bis das Kli­max­sta­di­um erreicht ist – dies ist die Bezeich­nung für die letz­te, rela­tiv sta­bi­le Sere in einem voll­ent­wi­ckel­ten Öko­sys­tem, wie etwa der alt­be­stehen­de Wald in unse­rem Bei­spiel. Die Details unter­schie­den sich jeweils, aber das Grund­mus­ter ist identisch. 

Ein wesent­li­ches Kenn­zei­chen des Mus­ters ist die Art, wie in anfäng­li­chen bzw. spä­te­ren sera­len Sta­di­en mit Ener­gie und ande­ren Res­sour­cen umge­gan­gen wird. Die in anfäng­li­chen sera­len Sta­di­en auf­tre­ten­den Arten – im Öko­lo­gen­jar­gon: “r‑selektiert” oder “r‑Strategen” – maxi­mie­ren in der Regel ihre Kon­trol­le der Res­sour­cen und ihre Pro­duk­ti­on von Bio­mas­se, auch wenn dies eine inef­fi­zi­en­te Nut­zung von Res­sour­cen und Ener­gie bedeu­tet. Unkräu­ter sind ein klas­si­sches Bei­spiel für r‑Strategen: Sie wach­sen schnell, brei­ten sich rasch aus und wer­den unter­drückt, sobald sich lang­sa­mer wach­sen­de Pflan­zen eta­bliert haben oder die reich­lich vor­han­de­nen Res­sour­cen, die ihr schnel­les Wachs­tum ermög­licht haben, knapp wer­den. Arten, die eher in spä­te­ren sera­len Sta­di­en ver­brei­tet sind – “K‑selektiert” oder “K‑Strategen” – maxi­mie­ren ihre Effi­zi­enz bei der Nut­zung von Res­sour­cen und Ener­gie, auch wenn dies bedeu­tet, dass sie nur begrenzt Bio­mas­se pro­du­zie­ren oder nicht in alle ver­füg­ba­ren öko­lo­gi­schen Nischen vor­sto­ßen. Hart­holz­bäu­me der gemä­ßig­ten Zone sind ein klas­si­sches Bei­spiel für K‑Strategen: Sie wach­sen lang­sam, benö­ti­gen Jah­re, um aus­zu­wach­sen, und über­dau­ern, wenn man sie in Ruhe lässt, Jahrhunderte. 

Man muss nur die­ses Suk­zes­si­ons­mo­dell auf die Öko­lo­gie des Men­schen über­tra­gen, um zu einer bemer­kens­wert nütz­li­chen Sicht­wei­se der Zwangs­la­ge zu gelan­gen, in der sich die heu­ti­ge Indus­trie­ge­sell­schaft befin­det. In der Suk­zes­si­ons-Ter­mi­no­lo­gie aus­ge­drückt befin­den wir uns im Über­gang zwi­schen einer r‑selektierten Sere und einer k‑selektierten Sere, die ers­te­re erset­zen wird. Die indus­tri­el­len Wirt­schafts­sys­te­me der Gegen­wart maxi­mie­ren – wie jede ande­re r‑selektierte Sere auch – die Pro­duk­ti­on auf Kos­ten der Nach­hal­tig­keit; die erfolg­rei­chen Wirt­schafts­sys­te­me der Zukunft, die einer Welt ohne den preis­güns­ti­gen Ener­gie­über­fluss von heu­te gerecht wer­den müs­sen, wer­den ihre Nach­hal­tig­keit auf Kos­ten der Pro­duk­ti­on maxi­mie­ren müs­sen – wie jede ande­re K‑selektierte Sere auch. 

Um die­sen Vor­gang in die rich­ti­ge Per­spek­ti­ve zu brin­gen, muss man den Fak­tor des evo­lu­tio­nä­ren Wan­dels mit ein­be­zie­hen, denn Kli­max­ge­sell­schaf­ten sind nur vom Stand­punkt der mensch­li­chen Lebens­span­ne aus betrach­tet sta­bil. Sie wan­deln sich durch Ände­run­gen der Umwelt oder – und dies oft­mals sehr viel schnel­ler – durch die Ankunft einer neu­en Art in der betref­fen­den Regi­on. Manch­mal lässt die­ser letz­te­re Pro­zess die Suk­zes­si­on eine Zeit lang in umge­kehr­ter Rich­tung ablau­fen. Wenn bei­spiels­wei­se eine r‑selektierte Art die domi­nan­te Art einer K‑selektierten Kli­max­ge­sell­schaft ver­drängt, wird die Suk­zes­si­on am Ende wie­der in die gewohn­te Rich­tung ablau­fen, aber die neue Kli­max­ge­sell­schaft sieht mög­li­cher­wei­se ganz anders aus als die alte. 

Man muss die­sen Gedan­ken nur auf die Human­öko­lo­gie von bei­spiels­wei­se Nord­ame­ri­ka über­tra­gen und kann leicht das­sel­be Mus­ter fin­den. Eine Kli­max­ge­sell­schaft von K‑selektierten Gar­ten­bau- und Wild­beu­ter­kul­tu­ren der Urein­woh­ner wur­de von einer inva­si­ven euro­päi­schen Bau­ern-Sere mit sehr viel stär­ker r‑selektierter Öko­lo­gie zer­stört und fast voll­stän­dig ersetzt. Nicht lan­ge, nach­dem die neue Gesell­schaft sich ein­ge­nis­tet hat­te, und bevor die Suk­zes­si­on sie wie­der­um in Rich­tung einer eher K‑selektierten Öko­lo­gie drän­gen konn­te, trat eine zwei­te inva­si­ve Sere – die Indus­trie­ge­sell­schaft – auf, die auf Res­sour­cen zugrei­fen konn­te, die den ande­ren bei­den Seren ver­wehrt waren. Die­se zwei­te inva­si­ve Sere, die ers­te ihrer Art auf dem gesam­ten Pla­ne­ten, mar­kier­te das äußers­te Extrem des r‑selektierten Spek­trums; ihre Fähig­keit zur Aus­beu­tung und Nut­zung unge­heu­rer Ener­gie­men­gen ermög­lich­te es ihr, die vor­an­ge­hen­de Bau­ern-Sere zu domi­nie­ren und die Über­bleib­sel der alten Kli­max­ge­sell­schaft an den Rand des Aus­ster­bens zu bringen. 

Wie alle r‑selektierten Seren war die Indus­trie­ge­sell­schaft aller­dings an zwei Flan­ken ver­letz­lich. Wie bei allen frü­hen sera­len Sta­di­en einer Suk­zes­si­on bestand das Risi­ko, dass eine effi­zi­en­te­re K‑selektierte Sere sie letzt­end­lich ver­drän­gen wür­de, und ihre Fähig­keit zur Nut­zung von Res­sour­cen in nicht-nach­hal­ti­ger Wei­se mach­te sie anfäl­lig für zer­stö­re­ri­sche Zyklen star­ken Wachs­tums und eben­so star­ken Abster­bens, die mehr oder weni­ger garan­tier­ten, dass sie letzt­end­lich durch eine effi­zi­en­te­re Sere ersetzt wer­den wür­de. Bei­de Pro­zes­se sind in vol­lem Gan­ge. Die Indus­trie­ge­sell­schaft befin­det sich zum jet­zi­gen Zeit­punkt weit in der Über­schwing­pha­se, was irgend­ei­ne Art von Zusam­men­bruch mehr oder weni­ger unver­meid­lich macht. Gleich­zei­tig schie­ßen seit den 1970ern sicht­ba­re Spröss­lin­ge der effi­zi­en­te­ren K‑selektierten mensch­li­chen Öko­sys­te­me der Zukunft aus dem Boden, unter ande­rem in Form eines rasch wach­sen­den Net­zes von Bio­bau­ern­hö­fen, loka­len Bau­ern­märk­ten, ange­mes­se­nen Tech­no­lo­gien oder alter­na­ti­ven Denk­wei­sen und Philosophien. 

In die­sem Zusam­men­hang muss auf drei wesent­li­che Punk­te hin­ge­wie­sen wer­den. Ers­tens besteht einer der Unter­schie­de zwi­schen Men­schen und ande­ren Orga­nis­men dar­in, dass mensch­li­che Öko­sys­te­me eher kul­tu­rell als bio­lo­gisch deter­mi­niert sind. Die­sel­ben Indi­vi­du­en sind wenigs­tens theo­re­tisch in der Lage, von einem r‑selektierten zu einem K‑selektierten mensch­li­chen Öko­sys­tem zu wech­seln, indem sie ihre Exis­ten­zwei­se ändern. Da es unwahr­schein­lich ist, dass ein K‑selektiertes mensch­li­ches Öko­sys­tem schnell genug aus­ge­dehnt wer­den kann, um die durch das Ver­ge­hen der r‑selektierten Indus­trie­ge­sell­schaft ent­ste­hen­de Lücke aus­zu­fül­len, ist für viel­leicht die nächs­ten hun­dert Jah­re trotz allem mit gro­ßem mensch­li­chen Leid und vie­len Zer­stö­run­gen zu rech­nen. Trotz­dem wer­den die­je­ni­gen, die gewillt sind, den Über­gang zu einer K‑selektierten Lebens­wei­se eher frü­her als spä­ter in Angriff zu neh­men, in der Auf­lö­sung der indus­tri­el­len Sys­te­me mög­li­cher­wei­se Chan­cen zum Über­le­ben oder sogar zu einem gedeih­li­chen Aus­kom­men finden. 

Zwei­tens muss ich kurz auf das The­ma des Bei­trags der letz­ten Woche aus dem Arch­druid Report zurück­kom­men, “Das Fer­mi-Para­do­xon”. Wie in dem erwähn­ten Bei­trag erläu­tert, wird bei dem Para­do­xon im Kern davon aus­ge­gan­gen, dass das heu­ti­ge, enor­me Ener­gie­men­gen ver­schwen­den­de Sys­tem bruch­los in die Zukunft fort­ge­setzt wird, und dass noch fort­schritt­li­che­ren Gesell­schaf­ten sogar noch mehr Ener­gie zur Ver­fü­gung ste­hen wird, die sie noch ver­schwen­de­ri­scher ein­set­zen wer­den. Das Kon­zept der Suk­zes­si­on impli­ziert ein radi­kal ande­res Kon­zept der mög­li­chen Erschei­nungs­form einer fort­schritt­li­che­ren Zivi­li­sa­ti­on. Die moder­ne Indus­trie­ge­sell­schaft hier auf der Erde ist das genaue Gegen­stück der ers­ten Sere von Pio­nier-Unkräu­tern auf dem oben erwähn­ten unge­nutz­ten Bau­land – schnell wach­send, res­sour­cen­hung­rig, inef­fi­zi­ent und dazu bestimmt, im wei­te­ren Ver­lauf der Suk­zes­si­on durch effi­zi­en­te­re, K‑selektierte Seren ersetzt zu werden. 

Eine wirk­lich fort­schritt­li­che Zivi­li­sa­ti­on, auf die­sem oder auf ande­ren Pla­ne­ten, hat mög­li­cher­wei­se mehr mit einer Kli­max­ge­sell­schaft gemein: Sie könn­te sehr beschei­de­ne Ener­gie- und Res­sour­cen­men­gen mit hoher Effi­zi­enz nut­zen, die Nach­hal­tig­keit maxi­mie­ren und lang­fris­ti­gen Auf­bau betrei­ben. Eine sol­che Zivi­li­sa­ti­on wäre in den Wei­ten des inter­stel­la­ren Raums schwer zu ent­de­cken, und die Begrenzt­heit der ver­füg­ba­ren Ener­gie­men­gen wür­de es extrem unwahr­schein­lich machen, dass sie ver­su­chen könn­te, die­se Wei­ten zu über­win­den. Dadurch wür­de sie als Zivi­li­sa­ti­on kaum zu einem Fehl­schlag, außer in den Augen der­je­ni­gen, denen die Indus­trie­zeit­al­ter-Phan­ta­sien der Sci­ence-Fic­tion über alles gehen. 

Drit­tens geht es um The­men, die einen zen­tra­len Bestand­teil der zukünf­tig hier erschei­nen­den Bei­trä­ge in die­sem Blog bil­den wer­den. Die Kli­max­ge­sell­schaft, die auf einen Zeit­raum aus­ge­dehn­ter öko­lo­gi­scher Zer­rüt­tun­gen und das Auf­tre­ten neu­er Arten­zu­sam­men­set­zun­gen folgt, hat in der Regel wenig gemein mit den Kli­max­ge­sell­schaf­ten, die vor dem Auf­tre­ten der Zer­rüt­tun­gen bestand. In ana­lo­ger Wei­se, und aus mehr oder weni­ger den­sel­ben Grün­den, sind Behaup­tun­gen, dass die deindus­tria­li­sier­te Welt not­wen­di­ger­wei­se das­sel­be Aus­se­hen anneh­men wird wie irgend­ei­ne Gesell­schaft der Ver­gan­gen­heit – ob es sich dabei um die Welt des Mit­tel­al­ters, Wild­beu­ter-Stam­mes­ge­sell­schaf­ten oder sons­ti­ge Phan­ta­sien han­delt –, mit mehr als den übli­chen Vor­be­hal­ten zu genie­ßen. Der Groß­teil des Erbes der heu­ti­gen Indus­trie­ge­sell­schaf­ten wird in der vor uns lie­gen­den Zukunft nicht halt­bar sein, aber nicht das gesam­te Erbe. Eini­ge Tech­no­lo­gien der Gegen­wart und jüngs­ten Ver­gan­gen­heit könn­ten in den mensch­li­chen Öko­sys­te­men der deindus­tria­li­sier­ten Zukunft durch­aus wei­ter­hin eine wich­ti­ge Rol­le spie­len, und vie­le ande­re kön­nen uns hel­fen, den Nie­der­gang erträg­li­cher zu gestal­ten. Eini­ge der Optio­nen abzu­ste­cken kann uns heu­te, wo kon­struk­ti­ves Han­deln drin­gend erfor­der­lich ist, dabei hel­fen, die rich­ti­gen Ent­schei­dun­gen zu treffen. 

26. Sep­tem­ber 2007

2 — Auf dem Weg in eine Ökotechnik-Gesellschaft

Eine der Fol­gen, die sich aus dem ernst­haf­ten Erwä­gen öko­lo­gi­scher Model­le als Erklä­rungs­mus­ter für das Dilem­ma unse­rer Indus­trie­ge­sell­schaft erge­ben, besteht dar­in, dass vie­le der all­täg­li­chen Prä­mis­sen, auf denen unse­re heu­ti­ge Kul­tur auf­baut, offen­bar auf den Kopf gestellt wer­den müssen. 

Bei­spiels­wei­se begrei­fen heu­te vie­le der­je­ni­gen, die sich sei­ner über­haupt bewusst sind, das dro­hen­de Hub­bert-Maxi­mum als Pro­blem einer neu­en Ener­gie­quel­le, die es zu fin­den gilt, damit wir die Indus­trie­ge­sell­schaft in ihrer der­zei­ti­gen Form fort­set­zen können. 

Vom Stand­punkt der Öko­lo­gie aus betrach­tet ist die­ses Den­ken eine Art Mus­ter­bei­spiel für Wider­sin­nig­keit, denn es ist ja genau die der­zei­ti­ge Form der Indus­trie­ge­sell­schaft, die unse­re Zwangs­la­ge so unaus­weich­lich macht. 

So, wie sie sich heu­te dar­stellt, lässt sich die indus­tri­el­le Öko­no­mie in öko­lo­gi­scher Hin­sicht am bes­ten als raf­fi­nier­ter Plan beschrei­ben, des­sen Ziel in der schnellst­mög­li­chen Ver­wand­lung von Res­sour­cen in Schad­stof­fe besteht. Von daher sind Res­sour­cen­er­schöp­fung und Umwelt­ver­schmut­zung nicht etwa uner­wünsch­te Neben­er­schei­nun­gen des Indus­tria­lis­mus, son­dern sie erge­ben sich aus des­sen Grund­struk­tur: Je schnel­ler Res­sour­cen zu Schad­stof­fen wer­den, des­to bes­ser gedeiht die indus­tri­el­le Wirt­schaft, und umge­kehrt. Dies ist der Kern unse­res Dilemmas. 

Das Hub­bert-Maxi­mum ist ein­fach das Sym­ptom einer umfas­sen­de­ren Kri­se – der fun­da­men­ta­len Nicht-Nach­hal­tig­keit eines Sys­tems, das sich unter der Ziel­set­zung her­aus­ge­bil­det hat, den Ver­brauch von Res­sour­cen auf einem end­li­chen Pla­ne­ten unend­lich zu machen –, und wenn man die­ses Pro­blem lösen will, ohne den grö­ße­ren Kon­text zu berück­sich­ti­gen, kann man sicher sein, dass an ande­ren Stel­len ande­re Sym­pto­me auf­tre­ten wer­den, die die­sel­be Funk­ti­on erfüllen. 

Seit nun­mehr über einem Jahr­hun­dert for­dern die­je­ni­gen, die die­ses Dilem­ma begrif­fen haben, dass unse­re Zivi­li­sa­ti­on sich in Rich­tung einer nach­hal­ti­gen Gesell­schaft wan­deln muss. Ins­be­son­de­re in den 1970ern wur­de eine gan­ze Rei­he von Vor­schlä­gen in die Welt gesetzt, wie ein sol­cher Über­gang zu bewerk­stel­li­gen wäre, und selbst heu­te noch erscheint mehr oder weni­ger jedes Jahr ein neu­es Buch mit einem ent­spre­chen­den Plan. Vie­le davon sind wohl­kon­zi­piert und wür­den wahr­schein­lich sogar eini­ger­ma­ßen gut funk­tio­nie­ren, und selbst die schlech­tes­ten davon wären am Ende sicher immer noch bes­ser als die der­zei­ti­ge Stra­te­gie des Schlaf­wan­delns auf den Abgrund zu. Aber nicht einer davon, sogar auf dem Höhe­punkt der Ener­gie­kri­sen der 1970er, erhielt mehr als nur einen kur­zen Augen­blick der Beach­tung, und dies sowohl sei­tens der Schalt­zen­tra­len der Macht in Regie­run­gen und Wirt­schaft, die für die meis­ten Rou­ti­neent­schei­dun­gen der moder­nen Gesell­schaft zustän­dig sind, als auch sei­tens der brei­ten Bevöl­ke­rungs­mas­se, deren Mei­nun­gen die letz­te Ent­schei­dungs­in­stanz bilden. 

Es gibt ver­schie­de­ne Wege, die­ses Ver­sa­gen zu ver­ste­hen, aber die im Bei­trag der letz­ten Woche (“Zivi­li­sa­ti­on und Suk­zes­si­on”) behan­del­ten öko­lo­gi­schen Per­spek­ti­ven eröff­nen einen Aspekt, unter dem das Pro­blems mei­nes Wis­sens nach bis­her nicht ana­ly­siert wur­de. Wenn der Über­gang von einem mensch­li­chen sozia­len Sys­tem zu einem ande­ren als eine Form von Suk­zes­si­on betrach­tet wer­den kann, bei dem Gesell­schafts­for­men ein­an­der ablö­sen wie sera­le Sta­di­en in der Natur, könn­te man dar­aus auch fol­gern, dass der sozia­le Wan­del einem ganz eige­nen Takt folgt. Im Suk­zes­si­ons­pro­zess eines Wald­bi­o­ms in den gemä­ßig­ten Brei­ten wer­den bei­spiels­wei­se Pio­nier­kräu­ter durch Grä­ser ersetzt, die­se dann durch Stau­den und Sträu­cher, und Letz­te­re schließ­lich durch Bäu­me, wobei Rei­hen­fol­ge und zeit­li­che Glie­de­rung des Vor­gangs bis zum einem gewis­sen Grad vor­her­sag­bar sind. 

Die Ursa­che für die­se Vor­her­sag­bar­keit ist nicht ohne Bedeu­tung für unse­re der­zei­ti­ge Lage. Die blo­ße Erde eines auf­ge­ge­be­nen Bau­plat­zes in den gemä­ßig­ten Zonen etwa ist eine geeig­ne­te Umge­bung für die Ansied­lung von Pio­nier­kräu­tern, nicht aber für die Hart­holz­bäu­me, Unter­holz­ge­wäch­se und ande­ren Lebe­we­sen, aus denen die Kli­max­ge­sell­schaft des Wal­des hier besteht. Pio­nier­kräu­ter, die sich in ihrer Ent­wick­lung dar­auf spe­zia­li­siert haben, auf gestör­ten Böden zu gedei­hen, schie­ßen schnell empor und bede­cken nach weni­gen Jah­ren den Boden. Im Ver­lauf die­ses Vor­gangs aller­dings ändern sie wie­der­um ihre Umge­bung und machen sie dadurch erneut besied­lungs­fä­hig, aber nicht durch wei­te­re Pio­nier­kräu­ter, son­dern durch Grä­ser und ande­re Pflan­zen, und die­se ver­drän­gen schließ­lich die Kräu­ter und beset­zen den auf­ge­ge­be­nen Bauplatz. 

Der­sel­be Pro­zess wie­der­holt sich, wenn die Grä­ser und ande­re Pflan­zen des zwei­ten sera­len Sta­di­ums die Umge­bung des auf­ge­ge­be­nen Bau­plat­zes ihrer­seits so weit geän­dert haben, dass er bes­ser für eine ande­re Sere als für ihre eige­nen Nach­kom­men geeig­net ist. Der Vor­gang setzt sich fort und ver­liert dabei all­mäh­lich an Geschwin­dig­keit, bis schließ­lich eine Kli­max­ge­sell­schaft erreicht ist, die ihre Umge­bung so kon­stant hält, dass sie für die Nach­kom­men ihrer eige­nen Mit­glieds­or­ga­nis­men geeig­net bleibt. An die­sem Punkt ist Nach­hal­tig­keit erreicht: Die Kli­max­ge­sell­schaft ändert sich immer noch über län­ge­re Zeit­räu­me, durch Kli­ma­wan­del oder das Auf­tre­ten neu­er Arten, die von anders­wo­her ein­si­ckern, und sie kann durch Feu­er oder ande­re Kata­stro­phen in blo­ße Erde zurück­ver­wan­delt wer­den, aber es ist mög­lich, dass sie die­sel­be wie­der­erkenn­ba­re Form über Jahr­tau­sen­de hin­weg bei­be­hält. Das Stre­ben nach einer nach­hal­ti­gen Gesell­schaft ver­läuft, anders aus­ge­drückt, par­al­lel zur Suk­zes­si­ons­fol­ge eines Öko­sys­tems in Rich­tung auf eine Kli­max­ge­sell­schaft, und weder der eine noch der ande­re Pro­zess kann durch eine ein­zi­ge Wand­lung erreicht werden. 

Dafür las­sen sich ein­deu­ti­ge Bei­spie­le aus der mensch­li­chen Geschich­te fin­den. Die Erfin­dung der Land­wirt­schaft in der Alten Welt erfolg­te nach dem Ende der letz­ten Eis­zeit vor etwa 11.000 Jah­ren, als ein dra­ma­ti­scher Kli­ma­wan­del auf der gan­zen Welt sta­bi­le Öko­sys­te­me durch­ein­an­der brach­te und mensch­li­che Kul­tu­ren neue Wege fin­den muss­ten, ihren Lebens­un­ter­halt zu bestrei­ten. Im Nahen Osten ver­wan­del­ten sich frucht­ba­re Gras­step­pen in Wüs­ten, nach­dem der Win­ter­re­gen, der jahr­tau­sen­de­lang ver­läss­lich gefal­len war, aus­blieb, und die Men­schen ver­fie­len dar­auf, in Fluss­tä­lern Getrei­de anzu­bau­en und auf den umlie­gen­den Hügeln Vieh zu wei­den, da dies die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve zum Hun­ger­tod war. Der­sel­be Vor­gang wie­der­hol­te sich etwas spä­ter in Mexi­ko, dem Kern­land der Land­wirt­schaft in der Neu­en Welt, als eine par­al­le­le Rei­he von Kli­ma­wan­del­pro­zes­sen dort eben­falls zur Wüs­ten­bil­dung führte. 

Das neue Öko­sys­tem des Acker­baus erwies sich als äußerst erfolg­reich und brei­te­te sich mit gro­ßer Geschwin­dig­keit aus, aber es war immer noch sehr wenig effi­zi­ent, da es allein auf der natür­li­chen Frucht­bar­keit des Bodens beruh­te. Es waren Tau­sen­de von Jah­ren und eine Rei­he kata­stro­pha­ler Zusam­men­brü­che not­wen­dig, damit ein wirk­lich nach­hal­ti­ges Sys­tem dar­aus wer­den konn­te, und eini­ge der letz­ten Schrit­te in die­se Rich­tung erfolg­ten nicht vor der Geburt des Bio­land­baus im 20. Jahr­hun­dert. Nichts­des­to­trotz muss man sich unbe­dingt vor Augen hal­ten, dass die Land­wirt­schaft letzt­lich doch nach­hal­tig wur­de, und in eini­gen Öko­sys­te­men sogar jahr­hun­der­te­lang nach­hal­tig betrie­ben wur­de. Die enor­me Rege­ne­ra­ti­ons­fä­hig­keit des ost­asia­ti­schen Reis­an­baus wur­de schon vor lan­ger Zeit von F. H. King in “Far­mers of For­ty Cen­tu­ries” doku­men­tiert, aber wer weiß schon, dass Syri­en – wo der Getrei­de­an­bau wahr­schein­lich erfun­den wur­de und auf jeden Fall schon so lan­ge betrie­ben wird wie kaum irgend­wo sonst auf der Welt – heu­te noch immer im grö­ße­ren Umfang Wei­zen exportiert. 

Die Geburt des Indus­tria­lis­mus vor eini­gen Jahr­hun­der­ten steht, wie ich vor­schla­gen möch­te, für einen par­al­le­len Pro­zess, in dem ein neu­es mensch­li­ches Öko­sys­tem auf­ge­kom­men ist. Wie die Land­wirt­schaft in den Anfän­gen ihres geschicht­li­chen Wegs ist die­ses neue Öko­sys­tem unge­heu­er wenig effi­zi­ent und ver­schwen­det Ener­gie und Res­sour­cen in einer nicht auf­recht­zu­er­hal­ten­den Geschwin­dig­keit. Und eben­so wie die Land­wirt­schaft wird sei­ne Ent­wick­lung ver­mut­lich von kata­stro­phi­schen Zusam­men­brü­chen beglei­tet wer­den, des­sen ers­ter mit eini­ger Wahr­schein­lich­keit pünkt­lich über die nächs­ten paar Jahr­zehn­te hin­weg ein­tre­ten wird. Mög­li­cher­wei­se wird einer die­ser Zusam­men­brü­che das Ende des gesam­ten Pro­jekts ein­läu­ten – schließ­lich ist nicht jeder öko­lo­gi­schen Neu­un­ter­neh­mung Erfolg beschie­den –, aber eben­so mög­lich ist es, dass weni­ger ver­schwen­de­ri­sche Aus­prä­gun­gen des­sel­ben grund­le­gen­den Öko­sys­tems am Ende ihren Weg zu einem neu­en, nach­hal­ti­gen Modell von mensch­li­chen Gemein­schaf­ten fin­den wer­den, das auf sol­chen Ele­men­ten fort­schritt­li­cher Tech­no­lo­gie beruht, die lang­fris­tig und mit Hil­fe erneu­er­ba­rer Res­sour­cen her­ge­stellt, betrie­ben und gewar­tet wer­den können. 

Mir scheint die Vor­stel­lung nicht unplau­si­bel, dass man den Indus­tria­lis­mus aus der Per­spek­ti­ve der fer­nen Zukunft ein­mal als eine frü­he und inef­fi­zi­en­te Form des­sen, was man “Tech­nik-Gesell­schaft” nen­nen könn­te, betrach­ten wird. Wie ande­re For­men von mensch­li­chen Öko­sys­te­men könn­te man die Tech­nik-Gesell­schaft viel­leicht am bes­ten anhand ihrer Ener­gie­quel­len beschrei­ben. Eine Wild­beu­ter­ge­sell­schaft beruht haupt­säch­lich auf Ener­gie in Form von Nah­rung, die natür­li­chen Öko­sys­te­men ent­nom­men und durch klei­ne Men­gen von nicht aus Nah­rung stam­men­der Ener­gie in Form von Feu­er­holz usw. ergänzt wird. Eine Agrar­ge­sell­schaft beruht haupt­säch­lich auf Ener­gie in Form von Nah­rung, die einem künst­li­chen Öko­sys­tem, das durch mensch­li­che Anstren­gun­gen geschaf­fen und auf­recht­erhal­ten wird, ent­nom­men und durch klei­ne Men­gen von nicht aus Nah­rung stam­men­der Ener­gie in Form von Feu­er­holz und ande­ren Brenn­stof­fen sowie klei­nen Men­gen von Wind‑, Was­ser- und Son­nen­en­er­gie ergänzt wird. 

Eine Tech­nik-Gesell­schaft hin­ge­gen beruht haupt­säch­lich auf Ener­gie aus erneu­er­ba­ren oder nicht-erneu­er­ba­ren Quel­len, die durch Nah­rung ergänzt wer­den, die ganz oder teil­wei­se mit Hil­fe von nicht aus Nah­rung stam­men­der Ener­gie erzeugt wird. Die moder­ne Indus­trie­ge­sell­schaft ist ein­fach eine Tech­nik-Gesell­schaft, deren Ener­gie­er­zeu­gung auf nicht-erneu­er­ba­ren Quel­len beruht und die ihre Waren- und Dienst­leis­tungs­pro­duk­ti­on zum Preis einer unge­heu­ren Inef­fi­zi­enz maxi­miert hat. Am ande­ren Ende des Spek­trums befin­det sich eine Idee der Tech­nik-Gesell­schaft, viel­leicht am bes­ten als “Öko­tech­nik-Gesell­schaft” cha­rak­te­ri­siert, die auf erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len fußt und die Effi­zi­enz ihres Ener­gie- und Res­sour­cen­ver­brauchs zum Preis eines wesent­lich beschränk­te­ren Zugangs zu Waren und Dienst­leis­tun­gen maxi­mie­ren wird. 

In der Abend­däm­me­rung der Indus­trie­ge­sell­schaft scheint das Kon­zept einer Öko­tech­nik-Gesell­schaft ver­lo­ckend, und dies nicht nur für die­je­ni­gen, denen die tief­grei­fen­de Abhän­gig­keit der Men­schen von der irdi­schen Bio­sphä­re bewusst ist. Bis dahin ist es aber noch ein wei­ter Weg, und wenn man sich dabei in irgend­ei­ner Form am Suk­zes­si­ons­mo­dell ori­en­tie­ren kann, ist der Ver­such, vom wuchern­den Unkraut der Indus­trie­ge­sell­schaft direkt in die grü­nen­den Wäl­der der Öko­tech­nik-Zivi­li­sa­ti­on zu sprin­gen, zum Schei­tern ver­ur­teilt. Selbst ohne Berück­sich­ti­gung des Suk­zes­si­ons­mo­dells haben wir nur eine extre­me nebu­lö­se Vor­stel­lung davon, wel­che Form eine wirk­lich nach­hal­ti­ge Tech­nik-Gesell­schaft anneh­men könn­te, und die geschicht­li­che Erfah­rung legt nahe, dass ein lan­ger Evo­lu­ti­ons­pro­zess des Immer-wie­der-Aus­pro­bie­rens nötig sein wird, um die unver­meid­li­chen Macken zu besei­ti­gen und eine Form der Tech­nik-Gesell­schaft zu ent­wi­ckeln, die tat­säch­lich eine lang­fris­ti­ge Sta­bi­li­tät ermöglicht. 

Natür­lich wird die­ser Pro­zess vom nahen­den Zusam­men­bruch der moder­nen Indus­trie­ge­sell­schaft beein­flusst wer­den, aber nicht auf die Art, die von den der­zeit gras­sie­ren­den ver­welt­lich­ten Apo­ka­lyp­se-Reli­gio­nen pro­pa­giert wird. Wer auch immer vom Ende des Indus­trie­zeit­al­ters erwar­tet, dass dadurch die Ära der von ihm bevor­zug­ten Ver­si­on einer uto­pi­schen Gesell­schaft ein­ge­lei­tet wird, soll­te sich mei­ner fes­ten Über­zeu­gung nach auf eine unge­heu­re Ent­täu­schung ein­stel­len. Radi­ka­le Plä­ne sozia­ler Ände­rung flo­rie­ren in der Regel in der expan­die­ren­den Pha­se einer Kul­tur, wenn die über­rei­chen Res­sour­cen zum Expe­ri­men­tie­ren ver­lei­ten, aber unter den rau­en Bedin­gun­gen eines Zeit­al­ters des Nie­der­gangs und der Schrump­fung gibt es sol­che Frei­hei­ten ein­fach nicht mehr. In den vor uns lie­gen­den Jahr­zehn­ten und Jahr­hun­der­ten, in denen die meis­ten Men­schen ums Über­le­ben kämp­fen wer­den – vie­le davon ver­geb­lich –, wird der Traum einer idea­len Gesell­schaft hin­ter die Erfül­lung drin­gen­de­rer Bedürf­nis­se zurück­tre­ten müssen. 

Es ist aller­dings durch­aus wich­tig zu ver­ste­hen, dass dies nur eine ande­re Art ist, bereits ander­wei­tig vor­ge­brach­te Argu­men­te zu for­mu­lie­ren. Wenn mensch­li­che Gesell­schaf­ten in ihrer Auf­ein­an­der­fol­ge irgend­wie der öko­lo­gi­schen Suk­zes­si­on ähneln, wer­den die Gesell­schaf­ten, die aus den Trüm­mern der Indus­trie­ge­sell­schaft ent­ste­hen, die­je­ni­gen sein, die am bes­ten an die Umwelt ange­passt sind, die von ihren Vor­gän­gern geschaf­fen wur­de. Sie sind viel­leicht noch lan­ge nicht nach­hal­tig, haben sich aber höchst­wahr­schein­lich bereits ein beträcht­li­ches Stück in die­se Rich­tung bewegt, und sei es nur des­halb, weil die Mög­lich­kei­ten zur Ver­schwen­dung von Res­sour­cen durch die Erschöp­fung so vie­ler davon beträcht­lich ein­ge­schränkt sei­en wer­den. Wel­che For­men die­se Gesell­schaf­ten anneh­men könn­ten, wird das The­ma des nächs­ten Bei­trags (“Die Lei­ter nach unten”) sein. 

04. Okto­ber 2007 

(http://thearchdruidreport.blogspot.com/2007/10/toward-ecotechnic-society.html)

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