Ich habe mich in jun­gen Jah­ren recht aus­gie­big mit Ruck­sack und Rei­se­schecks aus­ge­rüs­tet in ande­ren Län­dern und auf ande­ren Kon­ti­nen­ten umge­tan. Oft waren es Welt­ge­gen­den, die als nicht beson­ders sicher gal­ten und dies auch tat­säch­lich nicht waren. Ich hat­te immer Glück – der Über­land­bus der­sel­ben Linie wur­de erst am Tag nach mei­ner Fahrt aus­ge­raubt, der Raub­über­fall auf das Beach­vol­ley­ball-Spiel geschah mei­nen zeit­wei­li­gen Mit­rei­sen­den, nicht mir, der Taschen­dieb such­te sich den Mann aus, der vor mir durch die Fuß­gän­ger­zo­ne Rios schlen­der­te. Sogar die Hoodlums, die mich in St. Lou­is auf dem Weg vom Base­ball­sta­di­on zur Unter­kunft dumm anquatsch­ten und „unter­su­chen“ woll­ten, gaben sich schließ­lich mit ein paar blö­den Sprü­chen zufrie­den, weil sie den unver­hofft in ihrem Kiez auf­ge­tauch­ten Deut­schen so ulkig fanden.

Man wuss­te auch bis zu einem gewis­sen Grad, wie man sich schüt­zen konn­te: in alten Kla­mot­ten her­um­lau­fen (mei­ne Stan­dard­kluft: alte Bun­des­wehr­ho­se, schmut­zi­ge Segel­tuch­schu­he, schlabb­ri­ges Polo­hemd), einen Geld­gür­tel tra­gen, die Lan­des­spra­che beherr­schen. Nachts nicht an roten Ampeln hal­ten, auf kei­nen Fall unbe­glei­tet in die Fave­la. Nicht auf Gesprä­che mit komi­schen Leu­ten ein­las­sen, die einem in der Baixa von Lis­sa­bon Dro­gen und gol­de­ne Arm­band­uh­ren ver­kau­fen wol­len. Und vor allem wuss­te man, dass all die­se Vor­sichts­maß­nah­men nicht mehr nötig sein wür­den, sobald man in Mün­chen oder Ber­lin wie­der das Flug­zeug ver­las­sen hat­te. Das eige­ne Land war ein biss­chen lang­wei­lig, man war nicht son­der­lich stolz dar­auf, die Leu­te rann­ten zu sehr dem Geld hin­ter­her, und kul­tu­rell gaben einem New Orleans und Bahia alles, was man brauch­te. Aber eines war die­ses Land ganz bestimmt: sicher und ver­läss­lich. Wei­ter­le­sen