In politischer Hinsicht ist beste Platz für einen Autoren zweifellos der zwischen allen Stühlen. Die Nation? Ein absolut notwendiges Übel, aber niemand wird mich jemals mit einer Flagge wedeln sehen, wenn irgendwo irgendwelche überbezahlten Sportskanonen einem Lederball hinterherrennen und sich »Nationalmannschaft« nennen. Der Sozialstaat? Einerseits zwingend notwendig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, anderseits – wenn man’s übertreibt – eine Einladung zum Faulenzen. Die freie Marktwirtschaft? Funktioniert unter bestimmten Umständen, unter anderen ist sie ein schlechter Witz. Der Kommunismus? Vor Gott und dem BGB mögen alle Menschen gleich sein, in jeder anderen Hinsicht sind sie es nicht. Und so weiter und so fort. Kein Standpunkt darf einem fremd sein, keine menschliche Regung unverständlich. Wie sollte man auch eine Geschichte schreiben, ohne sich noch in die übelsten und schrägsten ihrer handelnden Figuren hineinversetzen zu können …? Das heißt natürlich nicht, dass man überhaupt keine Prinzipien haben soll, aber wenn man die Welt durch die Brille dieser oder jener Ideologie sieht, verengt sich das Blickfeld, bis man nur noch das sieht, was man sehen will. Und nichts könnte langweiliger sein als Literatur, die sich irgendeinem Ismus verschrieben hat.
Trotzdem gibt es wohl manchmal Zeiten, in denen man es nicht vermeiden kann, in einem politischen oder gesellschaftlichen Streit für die eine oder andere Seite Partei zu ergreifen, weil er an die Substanz geht. Weiterlesen