Es ist immer ein biss­chen gefähr­lich, nach so lan­ger Zeit an einen Ort zurück­zu­keh­ren, der im eige­nen Leben eine, sagen wir mal, nicht ganz unbe­deu­ten­de Rol­le gespielt hat. Der ers­te Anfall von sau­da­de erfasst mich beim Blick aus dem Fens­ter der Unter­kunft, der vom Gra­ça-Hügel nach Süd­os­ten hin­un­ter zum Fluss geht. Ist da am Ufer nicht irgend­wo San­ta Apolô­nia, wo ich als jun­ger Spund mit einem alten Bun­des­wehr­ruck­sack auf dem Rücken aus dem Zug von Madrid gestol­pert bin und zum ers­ten Mal die Luft am West­rand Euro­pas geschnup­pert habe? Und ist hier in Gra­ça nicht irgend­wo das muf­fi­ge Sechs­bett­zim­mer, in das mich die zahn­lo­se Alte geschleppt hat, der ich vor dem Bahn­hof in die Fän­ge gelau­fen war? Das Leben vor dem Inter­net war weni­ger orga­ni­siert, dafür in der Regel spannender …

Spä­ter gehen wir zum nächst­ge­le­ge­nen Mira­dou­ro, und es kommt noch schlim­mer. Da hin­ten links die Gegend, in der mir mei­ne zukünf­ti­ge Ex-Frau gezeigt hat, was »um café e um baga­ço« bedeu­tet. Wei­ter rechts, in der Unter­stadt, die Alt­bau­woh­nung von José, dem schwu­len Rechts­an­walt, der mir (zu Recht) pro­phe­zei­te, dass ich mich irgend­wann wie­der mit mei­nen Eltern aus­söh­nen wür­de. Noch wei­ter rechts, schon oben im Chia­do, die Pra­ça Camões, war da nicht die Vor­stel­lung der Zir­kus­schu­le, mit der Pau­la und Fer­nan­da irgend­wie zu tun hat­ten? Spuck­te da nicht irgend­wer Feu­er? Fing nicht mein Freund Chris­ti­an sel­bi­ges für eine der Lusi­ta­nie­rin­nen, als sie uns spä­ter in Deutsch­land besuchten?

Gleich dane­ben das »Pal­pi­ta-me«, in dem João Osó­rio (der Name muss mal an die Öffent­lich­keit) mir einen der pein­lichs­ten Momen­te mei­nes Lebens ver­schaff­te. Wei­ter­le­sen